Weihnachten ist eines der christlichen Hochfeste und wird bereits seit Jahrhunderten gefeiert – kein Wunder, dass sich rund um das Fest der Liebe allerlei Traditionen verbreitet haben. In Deutschland verbinden wir Weihnachten mit Christbäumen, Plätzchen, Adventskränzen, Weihnachtsmärkten und Gänsebraten – in anderen Teilen der Welt sieht Weihnachten aber ganz anders aus. Wir haben einige der schönsten, skurrilsten, lustigsten und abergläubischsten Weihnachtsbräuche aus aller Welt zusammengestellt.
Island ist das mit Abstand mystischste Land in Europa – Feen, Elfen, Zwerge, Trolle und andere Sagengestalten trifft man hier angeblich an jeder Ecke, kein Wunder also, dass auch das Weihnachtsfest in Island von ihnen bevölkert ist. Die Jólasveinar in ihren traditionellen isländischen Trachten sind schelmische, trollartige Figuren, die in den 13 Tagen vor Weihnachten das Land heimsuchen und den braven Kindern Süßigkeiten in die Stiefel stecken – ungezogene dagegen bekommen faulende Kartoffeln. Ebenfalls nicht ganz so süß, wie sie auf den ersten Blick scheint, ist die isländische Weihnachtskatze Jólakötturin – diese frisst nämlich alle Kinder, die nicht artig waren. Sie erkennt unartige Kinder daran, dass sie keine neuen Kleider tragen – so hat sich der isländische Weihnachtsbrauch etabliert, an Weihnachten die neueste Kleidung zu tragen.
Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden sowie auch in Belgien ist der Höhepunkt der Weihnachtszeit nicht an Heiligabend, sondern am 5. Dezember – an diesem Tag nämlich reitet der Sinterklaas, der Nikolaus, zusammen mit seinen Helfern, den Zwarten Pieten, durchs Land und verteilt Geschenke an die Kinder. Bereits drei Wochen zuvor ist er mit einem prächtig geschmückten Dampfschiff voller Geschenke an einem holländischen Hafen angekommen – meist am letzten Samstag im November. An diesem Abend stellen die Kinder einen Holzschuh mit ihrem Wunschzettel vor die Tür. Am nächsten Morgen finden sie dann einige Süßigkeiten, kleine Nikolausfiguren und ein Lebkuchenmännchen mit einem lustigen Gedicht in ihrem Schuh vor. Der Heiligabend hingegen ist eher ein religiöser Feiertag – an diesem Tag steht der Kirchenbesuch an und die Familie kommt zusammen. Geschenke gibt es jetzt allerdings nicht mehr.
In den USA wird das Weihnachtsfest ebenfalls groß gefeiert – jeder kennt die amerikanische Version von Weihnachten mit Santa Claus und seinen Rentieren, der durch den Schornstein kommt und Geschenke in die Weihnachtsstrümpfe der Kinder steckt, die diese am Morgen des 25. Dezember auspacken dürfen. Heiligabend ist in vielen Familien mit einem Kirchenbesuch und anschließendem Truthahnessen verbunden. Ebenfalls eine US-amerikanische Tradition ist die sogenannte Christmas Pickle – die Weihnachtsgurke, die als Weihnachtsschmuck an den Weihnachtsbaum kommt und aufgrund ihrer grünen Farbe schwer zu finden ist. Wer sie als erster entdeckt, darf sich über eine Belohnung freuen. Die Gurke ist allerdings nicht echt – es handelt sich um ein Exemplar aus Glas. In den USA ist man der Meinung, dies sei eine deutsche Tradition – auch wenn wir hier davon noch nie etwas gehört haben…
In Italien ist Weihnachten eines der wichtigsten Feste des Jahres und wird entsprechend ausgiebig gefeiert. Los geht es schon am 8. Dezember – an diesem Tag, Mariä Empfängnis, besorgen die Italiener traditionsgemäß ihren Tannenbaum und das Haus wird weihnachtlich geschmückt. Nicht fehlen darf dabei die prächtig geschmückte Weihnachtskrippe. An Heiligabend gehört der Besuch der Messe zum feierlichen Ritual, ebenso wie ein ausgiebiges Festessen. Etwas Besonderes hingegen ist der Besuch der Weihnachtshexe La Befana am 6. Januar: Der Legende nach fliegt sie in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar auf der Suche nach dem Jesuskind auf einem Besen von Haus zu Haus. Brave Kinder bekommen von ihr Süßigkeiten und Geschenke, ungezogene Kinder „bestraft“ sie mit einem Stück Kohle. Neben Heiligabend ist diese Tradition ein Höhepunkt für Kinder in Italien.
Japan ist kein christliches Land und dort wird Weihnachten dementsprechend auch nicht gefeiert – dennoch hat sich hier eine höchst skurrile Weihnachtstradition entwickelt, denn hier gehört ein Weihnachtsschmaus von der US-Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken zu Heiligabend dazu. Das Verspeisen von gebratenem Weihnachtshühnchen von KFC geht auf eine Werbekampagne von 1974 zurück – damals warb die Fastfood-Kette mit dem Slogan „An Weihnachten Kentucky“. Das kam so gut an, dass sich daraus eine richtige Weihnachtstradition in dem asiatischen Land entwickelte, die bis heute besteht. Ungefähr 3,5 Millionen japanische Familien essen am Weihnachtsabend Fried Chicken – manche müssen ihr Essen bereits Monate im Voraus bestellen, wenn sie nicht leer ausgehen wollen.
Auch in Polen gehört Weihnachten zu den wichtigsten Feiertagen des Jahres. Hier steht traditionell das große Weihnachtsessen im Mittelpunkt, das aus zwölf unterschiedlichen, fleischlosen Gerichten besteht, darunter Pierogi, die bekannten gefüllten Pasteten, Rote-Bete-Suppe, Rollmops und Mohnrolle als Nachtisch. Die Anzahl der verschiedenen Gerichte entspricht der Anzahl der Apostel. Das Festessen beginnt erst, wenn sich der erste Stern am Himmel zeigt. Eine weitere Tradition des polnischen Festessens zu Weihnachten ist der Brauch, immer für eine Person mehr einzudecken – einerseits gedenkt man so der Verstorbenen, die nicht anwesend sein können, andererseits zeugt diese Geste von der großen polnischen Gastfreundschaft. So ist man vorbereitet, falls ein bedürftiger Mensch an die Tür klopft – ähnlich wie Maria und Josef in der Weihnachtsgeschichte.
Auch auf der Südhalbkugel wird Weihnachten ausgiebig gefeiert – das australische Weihnachtsfest hat große Ähnlichkeit mit dem, das in den USA Tradition hat. Allerdings gibt es hier einige kleine Unterschiede – die vor allem damit zusammenhängen, dass zur Weihnachtszeit auf der Südhalbkugel Sommer herrscht. So sind die Tannenbäume aus Plastik, man trägt T-Shirt und kurze Hosen und verbindet Weihnachten mit einem Tag am Strand. An Heiligabend wird traditionell Putenbraten sowie der beliebte Plumpudding aufgetischt, und die Kinder stellen eine Möhre mit einer Schale Milch bereit, damit Santa Claus und seine Rentiere versorgt sind. Die Bescherung findet wie in den USA am 25. Dezember statt, danach trifft man sich zum Brunch oder Mittagessen mit der Familie. Am 26. Dezember haben alle Geschäfte geöffnet und alles, was während des Weihnachtsgeschäfts nicht verkauft werden konnte, wird zu extrem günstigen Preisen angeboten.
Das Weihnachtsfest hat in Mexiko einen hohen Stellenwert und ist mit vielen besonderen Traditionen verknüpft. An den neun Tagen vor Heiligabend treffen sich Kinder aus der Nachbarschaft, um die Reise von Maria und Josef nach Bethlehem nachzustellen – auch als „Posada“ bekannt. Die Kinder wandern in kleinen Gruppen von Haus zu Haus, tragen Weihnachtslieder vor und fragen die Bewohner dabei symbolisch nach einer Herberge. Der Tradition gemäß werden sie zu Beginn erst weggeschickt, bevor sie aufgenommen werden. Ebenfalls ein Höhepunkt für die Kinder ist die „Piñata“, eine mit Süßigkeiten gefüllte und bunt gestaltete Pappfigur, auf die mit Stöcken und verbundenen Augen eingeschlagen werden muss, bis sie zerbricht. Wer sie zerbricht, darf sich als erster etwas von den Leckereien aussuchen. Die Bescherung findet erst am 6. Januar statt, da Jesus an diesem Tag die berühmten Geschenke von den Heiligen Drei Königen bekam.
Nicht ganz so märchenhaft wie in Island geht es in Norwegen zu – und doch sind die Norweger um einiges abergläubischer, was die Weihnachtszeit anbelangt, als die Menschen hierzulande. Eine norwegische Tradition an Weihnachten ist das Verstecken aller Besen und Wischmopps im Haus – dies geschieht jedoch nicht aus Angst vor dem Weihnachtsputz. Der Brauch dient vor allem dazu, böse Geister abzuwehren, die in der Nacht auf die Erde zurückkehren und die Besen stehlen wollen, um damit auf eine Spritztour am Weihnachtshimmel zu gehen. Zudem gehen die Norweger auf Nummer sicher, was die Geschenke des Weihnachtsmannes betrifft – dieser wird nämlich an Heiligabend mit einer großen Schüssel Milchreis, Butter, Zimt und Zucker „bestochen“, damit er keine Streiche spielt und seine Geschenke brav unter den Baum legt.
In Schweden wird das „Julfest“, wie das Weihnachtsfest genannt wird, ausgiebig zelebriert – hier wird nämlich vom ersten Advent bis zum 13. Januar gefeiert. Erster Höhepunkt ist das Luciafest am 13. Dezember. Die älteste Tocher spielt die Lucia im weißen Gewand mit einem roten Band um die Taille und einem Kerzenkranz auf dem Kopf. Dazu reicht man das Safrangebäck „Lussekatter“ und singt Lucialieder. Der Höhepunkt an Heiligabend ist das traditionelle schwedische Weihnachtsbuffet „Julbord“ mit dem Weihnachtsschinken im Mittelpunkt. Der Ziegenbock schmückt Tannenbäume als Deko, und große Strohziegenböcke werden an öffentlichen Plätzen und Weihnachtsmärkten aufgestellt, da früher der „Julbock“ die Geschenke brachte. Und während wir in Deutschland „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ an Weihnachten im Fernsehen schauen, versammeln sich schwedische Familien an Heiligabend um 15 Uhr für das weihnachtliche „Donald-Duck-Special“.
Bildquellen
- Isländische Weihnachtstrolle: © annne - stock.adobe.com
- Sinterklaas und seine Helfer: © sara_winter - stock.adobe.com
- Weihnachtsgurke: © WoGi - stock.adobe.com
- La Befana: © Rohan Divetiya - stock.adobe.com
- Japanische Weihnachten bei KFC: © LT - stock.adobe.com
- Polnisches Weihnachtsessen: © Dar1930 - stock.adobe.com
- Weihnachten am Strand: © terra.incognita - stock.adobe.com
- Pinata: © ClicksdeMexico - stock.adobe.com
- Besen: © Kanisorn - stock.adobe.com
- Schwedischer Weihnachtsschinken: © Nataliia - stock.adobe.com
- Weihnachtsmarkt Hamburg am Rathausmarkt: © www.mediaserver.hamburg.de/Jörg Modrow
- Weihnachtsmarkt Konstanz: © MTK/Achim Mende
- Winterlandschaft auf der Schwäbischen Alb: © JRG - stock.adobe.com
- Gewitter über Luzern: © Jrg - stock.adobe.com
- Gewitter über Jena: © Christian - stock.adobe.com
- Weihnachten in aller Welt: © Andrii Fanta - stock.adobe.com