Seit 2008 zeigt das Museum der Badekultur in Zülpich die Kulturgeschichte des Badens in einer europaweit einzigartigen Ausstellung. Ausgehend von der besterhaltenen römischen Thermenanlage ihrer Art nördlich der Alpen schlägt die Ausstellung einen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart.
Die Geschichte der Römerthermen Zülpich
Die Thermenanlage in Zülpich verdankt die Stadt ihrer verkehrsgünstigen Lage: das einstige Tolbiacum verband die damaligen Militärstandorte Neuss (Castra Novesia) und Bonn (Bonna) sowie die Städte Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) und Trier (Augusta Treverorum). Diese günstige Lage führte zum Bau einer Thermenanlage im Reihentypus im 2. Jahrhundert, die Ende des 4. Jahrhunderts aufgegeben wurde. Erst im Jahr 1929 wurde die 400 qm große Thermenanlage wieder entdeckt und über die folgenden 60 Jahre ausgegraben. Seit 2008 vermittelt das Museum anhand der originalen Thermen einen Einblick in 2000 Jahre Badekultur.
Die Dauerausstellung im Museum der Badekultur
Herzstück und wichtigstes Exponat des Museums sind die Reste eines römischen Badehauses aus dem 2. Jahrhundert. Vieles, was anderswo nördlich der Alpen nur als Rekonstruktion zu besichtigen ist, lässt sich hier im Original betrachten. Dazu zählen die typischen Fußbodenheizungen wie auch das ausgeklügelte System der Wasserversorgung und Kanalisation. Ein Film mit Szenen aus einem typischen römischen Badehaus zeigt den Stellenwert der Badekultur zur damaligen Zeit. In der Thermenanlage selbst markiert eine Lichtinstallation die unterschiedlichen Bereiche des Bades und den Ablauf des Badevorgangs.
Auch im Mittelalter spielte die Badekultur eine bedeutende Rolle. In jeder größeren Stadt gab es zahlreiche Badestuben, deren Einrichtung in der Ausstellung exemplarisch dargestellt wird. Ebenso werden verschiedene Zusatzleistungen der Badestuben vorgestellt, wie zum Beispiel der Aderlass und das Schröpfen. Gezeigt wird auch der langsame Niedergang der Badestuben Ende des 14. Jahrhunderts und die Verlagerung der Körperpflege ins Private zu Beginn der frühen Neuzeit. Im Zuge der Industriellen Revolution erhielt die Hygiene im 19. Jahrhundert einen neuen Stellenwert. Die Ausstellung zeigt bahnbrechende Erfindungen wie das Wasserklosett (1775), den ersten Wasserhahn (1848) und die Email-Badewanne (1862). In den Städten entstanden sportlich ausgerichtete Schwimmbäder, der Urlaub am Meer wurde zum Sehnsuchtsziel für viele. Davon zeugt auch die vielfältige Bademode seit Ende des 19. Jahrhunderts.
Bildquellen
- Museum für Badekultur, Reste der Hypokaustenanlage: © Axel Thünker, DGPh
- Museum für Badekultur, Blick in die Basilika: © Axel Thünker, DGPh
- Blick auf den Sarkophag des Kaj-em-nofret: © Roemer- und Pelizaeus-Museum, Foto: Sh. Shalchi
- Mathematikum Gießen: © Mathematikum/Rolf K. Wegst
- Kelter aus Oberohrn: © Freilandmuseum Wackershofen
- Forschungs- und Erlebniszentrum paläon, Schöningen: © Rotty / pixabay
- Museum der Badekultur, Feuerstelle mit Blick in die Ausstellung: © Axel Thünker, DGPh