Auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände im Süden Nürnbergs befindet sich in der unvollendet gebliebenen Kongresshalle das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, das sich in einer Dauerausstellung mit den Ursachen, Zusammenhängen und Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft befasst. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der Reichsparteitage.
Das Reichsparteitagsgelände 1933 – 1945
Die Wahl Nürnbergs als Austragungsort der Reichsparteitage der NSDAP hatte mehrere Gründe: Nürnberg war als Stadt der kaiserlichen Reichstage mehr als geschichtsträchtig, die Lage innerhalb Deutschlands war günstig, die Verkehrsanbindung ebenso, zudem galt Nürnberg als Hochburg der Sozialdemokratie. Später wurde zusätzlich eine vermeintliche Kontinuität vom Ort der kaiserlichen Reichstage zu dem der „Reichsparteitage“ konstruiert. Die unvollendet gebliebene Kongresshalle war als Kongresszentrum für die NSDAP geplant; von außen erinnert die Halle an das antike Kolosseum in Rom, sie sollte an die 80 m hoch werden. Der Innenraum sollte 50.000 Menschen Platz bieten. Damit ist der Kongresshallentorso einer der größten erhalten gebliebenen Monumentalbauten aus der NS-Zeit.
Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Seit 1973 stehen die Bauten des Reichsparteitagsgeländes unter Denkmalschutz, was bedeutet, dass sie in ihrem Zustand so weit wie möglich zu erhalten sind. Im Jahr 1985 eröffnete die Stadt Nürnberg in der Zeppelintribüne die kleine Ausstellung „Faszination und Gewalt – Nürnberg und der Nationalsozialismus“, die bis 2001 über das Thema informierte, jedoch aufgrund baulicher und klimatischer Probleme nur in den Sommermonaten offen gehalten werden konnte. Im Sommer 1998 wurde ein Architektenwettbewerb für das neue Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände ausgerufen, den der österreichische Architekt Günther Domenig gewann. Sein Entwurf dominiert ein 110 m langer Gang aus Glas und Stahl, der die Kongresshalle durchschneidet und so die Monumentalität und strenge Geometrie des Nazibaus durchbricht. Im Jahr 2000 begannen im Kopfbau der Kongresshalle die Bauarbeiten für das neue Dokumentationszentrum, das im Jahr 2001 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau der Öffentlichkeit übergeben wurde.
Die Dauerausstellung „Faszination und Gewalt“
Die Dauerausstellung im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände konzentriert sich vor allem auf die Darstellung der Reichsparteitage, die zwischen den Jahren 1933 und 1938 in Nürnberg stattgefunden haben; dargestellt wird einerseits die Faszination, die diese Massenspektakel auf Millionen Menschen ausgeübt haben, andererseits wird versucht, diesem Mythos ein ungeschminktes Bild der Gewalt gegenüberzustellen. Am Anfang der Ausstellung steht ein Einführungsfilm, der die gegenwärtige Nutzung des Geländes als Freizeit- und Naherholungsgebiet zeigt. In den weiteren Räumen geht es um Ursachen, Verlauf und Auswirkungen der nationalsozialistischen „Machtergreifung“, um die Reichsparteitage sowie um die Nürnberger Prozesse nach dem Zweiten Weltkrieg und die Geschichte des Geländes nach 1945. Die Ausstellungsräume selbst zeigen weitestgehend den Rohzustand des Baus im Jahre 1939, als die Baumaßnahmen wegen des Kriegsbeginns eingestellt wurden; es sollte nicht vollendet werden, wozu die nationalsozialistischen Bauherren nicht mehr im Stande waren.
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Bildquellen
- Eingang Dokumentationszentrum: © Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Stefan Meyer
- Eingangsbereich: © Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Stefan Meyer
- Ausstellung: © Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Stefan Meyer
- Deutsches Filmmuseum Frankfurt: © Deutsches Filminstitut, Foto: Uwe Dettmar
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- Hamburger Kunsthalle: © kameraauge - fotolia.com
- Eingang Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände: © Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Marcus Buck