Im Wattenmeer fühlt sich die Mytilus edulis besonders heimisch: der gebräuchliche Name dafür ist „Miesmuschel“. Die Schale besitzt eine Länge von 11 cm, hat äußerlich eine blauschwarze Farbe sowie ein perlmuttfarbenes Innenleben.

Das erstaunliche Leben der Mytilus edulis

Die Miesmuschel liebt es, sich zu vermehren, und so findet man auf dem Meeresboden große Familien der Mytilus edulis. Eine weibliche Miesmuschel produziert sage und schreibe bis zu 12 Millionen kleine Eier im Jahr. Doch auch sonst liegt sie da unten im Meer nicht einfach tatenlos herum – nein, sie hat sozusagen einen Job: Die Miesmuschel ist die ökologische Filteranlange des Wattenmeers. Plankton und andere Stoffe werden von ihr gegessen, verdaut und wieder ausgeschieden, um die Schlickbank, eine wichtige Lebensgrundlage, im Do-it-yourself-Verfahren zu produzieren.

Miesmuschel

Die Miesmuschel hat zugegebenermaßen nicht den schönsten aller Namen, doch der hat nichts damit zu tun, dass sie ständig schlechte Laune hat, komisch riecht oder nicht genießbar ist. Achtung, jetzt kommt der Aha-Effekt: auf mittelhochdeutsch bedeutet „mies“ gleich „Moos“. Die kluge Muschel produziert demnach moosähnliche Fädchen, um sich so am Meeresboden zu halten und nicht davongeschwemmt zu werden. Ferner ist sie bestens an das Leben im Meer angepasst: Die Temperatur der Miesmuschel richtet sich nach den Gezeiten, je nachdem ob gerade Flut oder Ebbe herrscht. Auf die Mytilus edulis trifft die Aussage „Harte Schale, weicher Kern“ am ehesten zu: ihre Feinde sind Seesterne, Seevögel, Krabben und Krebse. Aus diesem Grunde besitzt sie ein robustes Äußeres, um sich gegen die tätlichen Übergriffe schützen zu können.

Der Miesmuschel an den Kragen: Muschel- und Austernfischerei auf Sylt

Doch auch der Mensch will der Miesmuschel an den Kragen: auf Sylt gibt es noch den Beruf des Muschelfischers, denn Touristen und Einheimische schätzen zwei Delikatessen auf der Insel sehr: die Miesmuschel und die Auster. Die Mytilus edulis besitzt einen Fleischanteil von dreißig Prozent und ist somit ein beliebtes Exportprodukt: über 50 Länder, darunter Südafrika und die USA, haben sie nämlich neben den Deutschen zum Fressen gern. Die Miesmuschel braucht circa zwei Jahre, bis sie die optimale Größe hat. Von September bis Februar kann sie verzehrt werden, und für diesen Zweck wird sie in einer aufwendigen Prozedur aus dem Wattenmeer geholt. Für Schleswig-Holstein ist die Muschelfischerei ein signifikanter Wirtschaftsfaktor und wichtiger Arbeitgeber. Doch damit so etwas wie Überfischung erst gar nicht auftritt, gibt es strenge Reglements seitens des Staates, was das Handwerk betrifft. Betriebe müssen in dieser Hinsicht mit regelmäßigen Kontrollen vor Ort rechnen.

Austernbank

Leider kamen die strengen Regeln für manche Meeresbewohner zu spät: Die europäische Auster starb in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wegen Überfischung aus. In den 1980er Jahren legte man vor Sylt eine 30 Hektar große pazifische Felsenausternkultur wieder an. Das Projekt hatte Erfolg, denn inzwischen haben sie sich reichlich vermehrt. Bevor die Auster auf den Tellern der Schönen und Reichen landet, muss sie sich jedoch drei Jahre lang entwickeln und in den kalten Monaten in ein Überwinterungsquartier gebracht werden. Alles in allem ist der Ernte- und Reifungsprozess mühsam und von vielen Arbeitsschritten begleitet. Geschmacklich darf man sich Austern wie salzige Gurken vorstellen.

Bildquellen

  • Miesmuschel: © armennano / pixabay
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