Zur Person
Nico Burkhardt wurde am 12. April 1984 in der Lutherstadt Wittenberg geboren. Nach Stationen im Gourmetrestaurant Lorenz Adlon in Berlin, im Gourmetrestaurant Seven Seas in Hamburg sowie im Gourmetrestaurant Olivo in Stuttgart ist er seit 2018 Geschäftsführer des Boutiquehotels Pfauen in Schorndorf, wo er im Gourmetrestaurant Nico Burkhardt seiner Kreativität freien Lauf lässt. Nico Burkhardts französisch inspirierte Küche glänzt durch Raffinesse, solides Handwerk und außergewöhnliche Zutaten.
Das Interview
Warum sind Sie Koch geworden?
Ich habe damals bereits mit 16 meine Ausbildung begonnen. Damals war dies das einzige, was für mich in Frage kam. Herangeführt wurde ich durch meine Familie. Sowohl meine Mutter als auch mein Vater haben immer viel und auch sehr gut gekocht. Da habe ich damals schon immer gerne über die Schulter geschaut und auch in der Küche geholfen.
Könnten Sie sich einen anderen Beruf vorstellen – und wenn ja, welchen?
Nein, für mich gibt es keine andere Option. Kochen ist meine Leidenschaft, so hart der Job auch oft ist. Egal ob es die Kalbsleber „Berliner Art“ oder meine Gourmetküche ist. Auch privat liebe ich es, manchmal aus einfachen oder wenigen Zutaten einfach etwas Schönes, Leckeres zuzubereiten.
Was ist für Sie das Wichtigste beim Kochen?
Das Wichtigste für mich ist, seiner Linie treu zu bleiben. Das heißt für mich insbesondere frische, hochwertige Ware, sauberes Arbeiten und als Perfektionist auch, dass das Gericht die Küche nur perfekt zubereitet verlässt. Ich möchte hinter jedem Produkt, das wir anbieten und verkaufen, 100% dahinter stehen.
Welches Essen macht Sie glücklich? Essen generell macht mich glücklich, ob im Gourmetrestaurant oder bodenständig im Privaten. Mein Lieblingsessen sind die Rinderrouladen meiner Mutter.
Was würden Sie niemals essen?
Probieren würde ich alles, da ist einfach die Neugierde als Koch zu groß. Doch was mir tatsächlich nicht schmeckt, auch wenn ich es schon mehrmals probiert habe, ist die schwäbische Delikatesse „saure Kutteln“.
Was bringt Sie aus der Fassung?
Heutzutage sind die jungen Leute es nicht mehr gewohnt zu arbeiten. Auch dieses Pflichtbewusstsein oder Teamgefühl ist nicht mehr da. Ich bin immer offen für Kritik, aber nur, wenn diese gerechtfertigt ist. Wenn Gäste aus Unwissenheit ein Gericht kritisieren, dann ärgert mich das sehr.
Was charakterisiert Ihrer Meinung nach einen Genießer?
Ein Genießer ist für mich ein Gast, der meine Kreationen mit allen Sinnen wahrnimmt. Natürlich liegt der Fokus immer auf dem Geschmack, doch ist jedes meiner Gerichte auch ein kleines Kunstwerk, ich nehme mir dazu auch viel Zeit für die Auswahl des richtigen Geschirrs und der Präsentation. Schade finde ich auch, dass viele Gäste zu so einem besonderen Essen den ganzen Abend nur Wasser trinken. Für mich persönlich gehört auch immer ein guter und harmonierender Wein dazu, der das Gericht vollendet und unterstützt.
Mit welchem Politiker würden Sie gerne einmal gemeinsam essen?
Da gibt es tatsächlich keinen. Für Donald Trump habe ich 2005 in seinem Privatclub gearbeitet, aber mit dem würde ich nicht essen wollen. 🙂
Wie wird die Zukunft des Fine Dining nach Corona aussehen?
Prognosen zur Gastronomie während und nach Corona kann man keine abgeben. Wann ist nach Corona? Wie lange wird uns dies noch begleiten? Erstaunlich war für uns, dass, als wir wieder öffnen durften, die Nachfrage nach unserem Gourmetrestaurant fast größer war als für unser Restaurant Pfauen. Was ich sehr schade finde ist, dass viele meiner Kollegen noch immer nicht wieder geöffnet haben. Hier bin ich gespannt, wie sich die Gastronomie in dieser Hinsicht weiterentwickelt.
Wo oder wie erholen Sie sich?
Leider bleibt in der Selbstständigkeit nicht viel bis gar keine Zeit für Urlaub. Aber an den freien Tagen versucht man zumindest, etwas rauszukommen und Zeit in der Natur zu verbringen oder einfach bei einem schönen Glas Wein und einem guten Essen mit Freunden zu entspannen.
Bildquellen
- Etienne Weber, Porträt: © Feinheit Hotel & Restaurant
- Sigi Schelling, Porträt: © Volker Debus