Jedes Bundesland in der Bundesrepublik Deutschland hat seine speziellen Eigenheiten. Dies gilt auch für das nördlichste Teilstück, Schleswig-Holstein. Schon seine besondere Lage zwischen Nord- und Ostsee sowie seine Nähe zu Dänemark geben ihm besondere Bedeutung. Auch seine Gesetzgebung unterscheidet sich teilweise von anderen Bundesländern. Es gibt aber noch weitere Besonderheiten in diesem eher kleinen Bundesland, die erwähnenswert sind.

1. Landesweite Digitalisierung – Schleswig-Holstein ein Vorreiter

Als Bundesland mit unterdurchschnittlicher Bevölkerungsdichte und mehreren recht ländlichen Gemeinden arbeitet Schleswig-Holstein aktiv daran, den Anschluss an die digitale Welt nicht zu verlieren. Amtsgänge, öffentliche Online-Datenbanken, vernetzte Schulen und vieles mehr will die Landesregierung mit speziell dafür bereitgestellten Mitteln umsetzen – dieses Jahr sind es 220 Millionen Euro, die allein in die Digitalisierung des nördlichsten Bundeslandes fließen.

Auch andere digitale Themen, die für den Rest Deutschlands wie auch die Bundesregierung noch Neuland sind, werden mit einer modernen Offenheit in Angriff genommen: Während in allen anderen Bundesländern das Glücksspiel im Internet verboten ist, hat sich Schleswig-Holstein entschieden, andere Wege zu gehen. Nachdem der bis 2011 geltende Staatsvertrag auslief und sich die anderen Bundesländer weiter seinen Regelungen unterwarfen (diese bleiben bis zu einem neuen Vertrag in Kraft), vergab Schleswig-Holstein 2011 eigene Lizenzen, die es privaten Betreibern und Anbietern von Sportwetten ermöglichten, ihr Geschäft zu betreiben. Bisher vergibt hierzulande nur Schleswig-Holstein Lizenzen für das Glücksspiel im Internet, darunter fallen beispielsweise auch Anbieter von Online-Poker – eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung, die damit auch sicher und kontrolliert ausgeübt werden kann.

2. „Brückenland“ zwischen Nord- und Ostsee

Eine große Besonderheit von Schleswig-Holstein ist seine geografische Lage. Kein anderes Bundesland hat gleichzeitig zu zwei Meeren Zugang. Diese Lage wurde genutzt, um sich als Brücke zwischen Nord- und Ostsee zu positionieren.

Nord-Ostsee-Kanal als „Lebensader“ zwischen den Meeren

Zu diesem Zweck errichtete man den Nord-Ostsee-Kanal, der heute eine der am häufigsten befahrenen Wasserstraßen der Welt ist. Auf ihm verkehrten allein 2017 mehr als 30.000 Schiffe. Der 98 km lange Kanal wurde zwischen 1907 und 1914 erbaut und beginnt in Brunsbüttel an der Elbe und endet in Kiel an der Ostsee. Er durchquert das Bundesland also von Westen nach Osten in einer nahezu geraden Linie.

Dadurch wird der Anfahrtsweg für Schiffe um durchschnittlich etwa 460 km verkürzt, je nach Start- oder Zielhafen. Der Nord-Ostsee-Kanal verleiht dem Bundesland eine nicht unwesentliche wirtschaftliche Stärke.

Seehandel mit Staaten an der Ostsee

Vor allem der wieder erwachte Seehandel mit anderen Staaten an der Ostsee ist für Schleswig-Holstein ein wichtiges Standbein. Hier ist der Hafen von Lübeck ein wichtiger Standort, denn von dort führen Wege nach Russland, ins Baltikum, nach Finnland sowie nach Skandinavien. Der wichtigste Handelspartner des Bundeslandes ist immer noch Dänemark, zu dem Schleswig-Holstein enge Wirtschaftskontakte pflegt, was sich an den etwa 1,8 Milliarden Euro Warenwert gut ablesen lässt.

Travemünde, Schleswig-Holstein

3. Einzigartige Naturlandschaft Wattenmeer

Halig Oland, Schleswig-Holstein

Was ebenso untrennbar mit dem Bundesland Schleswig-Holstein verbunden ist wie der Nord-Ostsee-Kanal, ist das weltberühmte Wattenmeer im Nordwesten des Bundeslandes. Diese einzigartige Naturlandschaft trägt den Namen „Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“, gehört teilweise zum Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ und zieht jedes Jahr unzählige Urlauber an, die das Spiel der Gezeiten miterleben und die Wattlandschaft erkunden möchten. Aufgrund der Gefahren, die durch die rasch sinkenden und steigenden Wasserstände entstehen können, haben die Verantwortlichen geführte Wanderungen durch das Wattenmeer vorgesehen. Auf diese Weise besteht ein geringeres Risiko für die Sicherheit der Urlauber und zudem kann stärker darauf geachtet werden, dass die Umwelt geschont wird. Immerhin ist das Wattenmeer ein empfindliches Ökosystem, das es zu erhalten gilt.

4. Bedeutung des Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern ist der Tourismus für Schleswig-Holstein ein wesentlich wichtigerer Faktor. Insbesondere die nordfriesischen Inseln und allen voran die Ferieninseln Sylt und Helgoland sorgen für einen regen, nicht enden wollenden Besucherstrom während des Jahres. Darüber hinaus spielen auch folgende Ostseebäder eine bedeutende Rolle für den Tourismus:

  • Timmendorfer Strand
  • Eckernförde
  • Glücksburg
  • Laboe
  • Grömitz

Ihre Lage direkt am Meer sowie das angenehme Klima sorgen seit langer Zeit dafür, dass die Reisenden Erholung finden und ihre finanziellen Mittel in den Kassen der Tourismusbranche von Schleswig-Holstein landen. Noch heute profitiert das Bundesland von seinen mondänen Ostseebädern, die bereits im 19. Jahrhundert ein beliebter Sommerferienort für die wohlhabenden Familien waren. Zudem gilt das Meeresklima als sehr hilfreich, wenn man unter Atemwegserkrankungen leidet. Auch dieser Umstand hat zur Beliebtheit der Strände von Schleswig-Holstein beigetragen und bringt noch heute viele Urlauber dazu, ihre Ferien dort zu verbringen.

Sehenswerte Städte im Bundesland

Neben den Naturlandschaften und Ferieninseln können auch verschiedene Städte als Besonderheiten gewertet werden. Schleswig-Holstein besitzt zwar keine großen Millionen-Metropolen, dafür aber einige historisch bedeutsame Orte, die nicht nur Einblick in die Geschichte des Landes geben, sondern dem Besucher auch viel über die Wikinger, die religiösen Gegebenheiten oder die dänischen Könige berichten können. Für Besucher lohnen sich vor allem die folgenden Orte:

  • Kiel (als wichtiges Handelszentrum)
  • Ratzeburger Dom (eine der ältesten Kirchen in Schleswig-Holstein)
  • Wikingerstadt Haithabu
  • Schloss Glücksburg (Stammsitz dänischer Könige)
  • Glücksstadt (mit barocken Adelspalais)
  • Lauenburg (ehemaliger Herzogssitz)
  • Schlossanlagen in Eutin, Reinbek, Gottorf

Alle diese Orte zeigen, wie bewegt die Geschichte des ganzen Landes war, und sie können den Besuchern einen Eindruck davon vermitteln, wie die damaligen Bewohner gelebt, gearbeitet und geglaubt haben. Vor allem die beispielhaft wieder aufgebaute Wikingerstadt Haithabu lässt erahnen, unter welchen Lebensumständen dieses Volk in Schleswig-Holstein existiert hat. Zudem legen die zahlreichen Schlossanlagen in den unterschiedlichsten Baustilen Zeugnis davon ab, wie viel Macht und Reichtum der Adel zu seiner Zeit besaß.

5. Bewegte Geschichte prägt Schleswig-Holstein

Vor allem aufgrund seiner geografischen Lage hat Schleswig-Holstein eine besonders bewegte Geschichte. Ursache hierfür waren meist Besitzansprüche des nördlich angrenzenden Landes Dänemark. Die einst selbstständigen Herzogtümer Schleswig und Holstein waren immer wieder Spielball zwischen Dänemark, Preußen und Österreich. Sie mussten zwei große Kriege überstehen und wurden immer wieder von Dänemark verwaltet. Erst 1920 kam es zur endgültigen Beilegung der andauenden Streitigkeiten mit den Dänen. Das heute bekannte Bundesland wurde 1946 gebildet, indem die im Freistaat Preußen liegende Provinz Schleswig-Holstein eigenständiges Bundesland der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland wurde. Schleswig-Holstein ist das flächenmäßig zweitkleinste Bundesland und hat etwas weniger als 3 Millionen Einwohner (Stand Ende 2017). Da viele dänisch-stämmige Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein leben, gibt es bei Wahlen die Besonderheit der aufgehobenen 5 Prozent-Hürde für den SSW (Südschleswigscher Wählerverband), wodurch diese Minderheit stets im Landtag von Schleswig-Holstein vertreten ist.

Bildquellen

  • Travemünde: © blende11.photo - fotolia.com
  • Hallig Oland: © crimson - fotolia.com
  • Lübeck, Holstentor: © EKH-Pictures - fotolia.com