Rhabarberzeit. Die kurze Phase im Jahr, in der der säuerliche Stängel wieder mit voller Wucht zurück auf unsere Teller will. Und trotzdem landet er viel zu oft nur in zwei Varianten: matschiges oder besseres Rhabarberkompott oder halbherziger Blechkuchen. Dabei hat dieses Gemüse – ja, Gemüse! – so viel mehr verdient.
Wer glaubt, Rhabarber sei ein kulinarischer Klotz am Bein, der hat ihn entweder nie richtig geschält oder falsch gebacken. Ich bin Thomas, Koch und Food-Fotograf, und sage dir: Rhabarber ist kein Fall für den Zuckerstreuer, sondern ein Fall für echte Handwerkskunst.

Rhabarber schälen ist kein optionaler Küchenschritt, sondern die Basis für alles, was folgt. Denn die faserige Außenhaut ist nicht nur zäh, sie schmeckt auch nach bitterem Frühjahrsfrust. Wer sich diese Arbeit spart, serviert Splitter statt Frucht. Und das hat keiner verdient – nicht die Gäste, nicht der Gaumen, und schon gar nicht der Rhabarber selbst.
Zweiter Akt: Mürbeteig mit Rückgrat

Ich sage es, wie es ist: Der süße Mürbeteig ist die halbe Tarte. Und ein guter Mürbeteig braucht ein Ei – alles andere ist Theorie aus der Zuckerbäckerschule für Anfänger. Für die perfekte Konsistenz wird der Teig blind gebacken. Ja, das ist ein Extraschritt. Aber wer einmal gelernt hat, Mürbeteig blind zu backen, der will nie wieder matschige Kuchenböden servieren.

Dritter Akt: Die Rhabarbertarte, die es wert ist
Was passiert, wenn man ein Zeitschriftenrezept drei Mal backt und es jedes Mal scheitert? Man schreibt einen Blogbeitrag über drei misslungene Versuche – und entwickelt anschließend selbst ein Rezept, das hält, was es verspricht. Saftiger Belag, keine Pfütze im Teig, kein metallischer Beigeschmack durch übergarte Stängel. Das ist meine Rhabarbertarte mit Mürbeteig, und sie funktioniert. Punkt.
Finale: Rhabarbergeschmack mit Haltung
Rhabarber verlangt Respekt. Kein Päckchenpudding, keine Fertigglasur, keine Abkürzungen. Wer mit Rhabarber arbeitet, der backt nicht nur Kuchen, sondern ein Statement. Gegen Mittelmaß. Gegen Backmischung. Für echten Geschmack.
In diesem Sinne: Schäl den Rhabarber, back den Teig und vergiss die Tiefkühltarte. Denn wenn der Frühling auf den Teller will, dann so – echt, ehrlich und mit Geschmack.
Herzliche Grüße aus der Küche Thomas Sixt

Thomas Sixt ist Koch und Food-Fotograf. Als Buchautor betreibt er den Rezepte-Blog ThomasSixt.de und schreibt die monatliche Foodblog-Kolumne für den Varta-Führer.
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