Ostern steht an. Das große Familienfest der Frühblüher, des Eierversteckens und der kulinarischen Ambitionen. Und wie jedes Jahr stellt sich die Frage: Forelle Müllerin Art, Lammbraten oder Osterschinken? Und was bitte hat der Schokoladen-Sitzhase in meinem Osternest verloren?

Wir sind ehrlich zueinander: Der Sitzhase – dieses im Marketinglabor zusammengedachte Wesen zwischen Deko und Kalorienbombe – gehört abgeschafft. Er steht da, glotzt hohl und hat geschmacklich weniger Aussage als eine zerdrückte Dominostein-Restpackung vom Discounter. Mein Vorschlag: Ersetzen wir ihn in diesem Jahr einfach durch etwas Echtes. Einen frisch gebackenen Hefezopf. Der kann nämlich was.

Ich bin Thomas, deutscher Koch, und begleite dich zu Ostern in der Küche: mit Handwerk, Tradition und echtem Geschmack. In diesem Jahr gibt es kein Palmöl und erst recht keine rosa Alufolie!

Erster Gang: Bärlauch oder Spargel?

Grüne Spargelsuppe von Foodblogger Thomas Sixt

Beim Festessen starten wir grün – mit einer Bärlauchsuppe, die in ihrer aromatischen Leichtigkeit den Frühling auf dem Teller zeigt. Wer den saisonalen Höhepunkt lieber in Stangen serviert, greift zur Spargelsuppe. Klassisch ist hier langweilig, daher folgt die Empfehlung zur grünen Spargelsuppe. Grün ist wirklich die Farbe des Frühlings, und Cousine Rohkost-Erna freut sich über die rohen Spargelstreifen, die diese Suppe zu etwas Besonderem machen.

Noch mehr Gäste beeindrucken? Spargel bissfest dünsten und mit einer glasierten Garnele – die dürfen zu Ostern ruhig groß sein – auf ein Spießchen stecken. Fingerfood-Spieße sind seit den 80er Jahren in, aber diese hier sind besonders: grün, multikulti (dank der Sauce), und durch die Garnele der ultimative Vorschlag interkultureller Zusammenarbeit.

Hauptgang: Lamm, das muss sein

Geschmorte Lammschulter mit Kartoffeln auf weißem Teller von Foodblogger Thomas Sixt

Wer an Ostern kein Lamm serviert, hat die Geschichte nicht verstanden. Das Lamm steht symbolisch für Reinheit, Opfer und – na ja – das bessere Stück Fleisch im Ofen. Ich empfehle eine geschmorte Lammschulter. Sie ist ehrlich, zart, macht wenig Arbeit und lässt sich am Vortag vorbereiten. Kein Sous-vide-Tam-Tam, kein Tellerschaum. Einfach Fleisch, das beim Aufschneiden flüstert: „Ich bin perfekt gegart.“

Dazu? Kartoffelgratin oder kleine Ofenkartoffeln. Aber bitte keine Beilagen in Aluverpackung aus dem Discounter. Du kochst. Du richtest an. Du servierst heiß. Punkt. Denn Lamm, das lauwarm wird, ist wie ein Witz von Markus Söder: Es kann tranig schmecken und bleibt in schlechter Erinnerung.

Finale: Hefezopf mit Haltung

Hefezop von Foodblogger Thomas Sixt

Während sich der Rest des Landes auf Zuckerguss-Lämmer und Tiefkühl-Eierlikörkuchen stürzt, hole ich meinen Hefezopf aus dem Ofen. Frisch gebacken, duftend, leicht karamellisiert. Der Teig darf über Nacht reifen, der Geschmack darf bleiben. Dazu Butter, Marmelade oder – wer mutig ist – ein ordentlicher Schinken.

In diesem Jahr braucht Ostern für mich keine Sitz-Hasen-Ohren. Es braucht vier Dinge: eine Suppe, einen Braten, einen Zopf – und Ruhe. Vielleicht noch ein guter Kaffee. Mehr verlangt das Glück am Teller nicht.

Kleine Randnotiz zum Thema Spargel-Kult:

Kürzlich las ich in einer großen deutschen Zeitschrift, dass der Spargel „überinszeniert“ sei. Da fragt man sich schon, in welchem Land diese Kolumne geschrieben wurde. Deutschland ohne Spargel ist wie Ostern ohne Hefezopf. Möglich, aber völlig sinnlos.

In diesem Sinne: Koche einfach, koche ehrlich. Und vor allem – genieße. Denn wenn Ostern ein Wunder bringt, dann vielleicht dieses: Dass wir in der Küche wieder auf den Geschmack kommen.

Frohe Ostern, Thomas Sixt

Thomas Sixt ist Koch und Food-Fotograf. Als Buchautor betreibt er den Rezepte-Blog ThomasSixt.de und schreibt die monatliche Foodblog-Kolumne für den Varta-Führer.

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  • gruene-spargelsuppe-osterfest-thomas-sixt-fuer-varta: © Thomas Sixt
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